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2019 - Drohnenangriffe auf zwei Ölraffinerien im Osten Saudi-Arabiens legen die Hälfte der Produktion des Landes lahm und richten Millionenschäden an. Die jemenitischen Huthi-Rebellen bekennen sich zu der Aktion. Saudi-Arabien und die USA beschuldigen den Iran. Teheran weist das zurück.


2003 - Mehrheit von 66,9 % der Esten stimmt für einen EU-Beitritt.


2003 - Referendum: Schwedens Bevölkerung lehnt die Einführung des Euro klar ab.


1996 - UN-Vollversammlung spricht sich für Abkommen über einen weltweiten Atomtest-Stopp aus.


1979 - Hafizullah Amin stürzt Präsident. Nur Muhammad Taraki und wird Präsident von Afghanistan.


1960 - In Bagdad wird die Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) gegrün­det. Ziel des Zusammenschlusses ist eine gemeinsame Öl­poli­tik und die Stabilisierung der Weltmarkt­preise. Gründungsländer waren die fünf welt­weit wichtigsten erdölexportierenden Länder: Iran, Irak, Kuwait, Venezuela und Saudi-Arabien.


1951 - Auf der Außenministerkonferenz der drei Westmächte in Washington zur Deutschlandpolitik wird beschlossen, die Bundesrepublik »auf der Grundlage der Gleichberechtigung in eine kontinental-europäische Gemeinschaft« zu integrieren.


1930 - Reichstagswahlen in Deutschland: Anstieg der NSDAP-Mandate von 12 auf 107.


1876 - Nicolaus A. Otto erhält Patent auf einen Viertaktmotor.


1867 - "Das Kapital": Der 1. Band von Karl Marx erscheint in Hamburg.


1829 - Mit dem Frieden von Adrianopel (heute: Edirne) wird der Russisch-Türkische Krieg, der 1828 begonnen hatte, beendet. Russland erhält unter anderem das Donaudelta mit seinen Inseln sowie die Ostküste des Schwarzen Meeres.


1812 - Der französische Kaiser Napoleon I. zieht mit seiner Armee in Moskau ein. Die sich zurückziehenden Russen legen Feuer und zerstören damit in den folgenden Tagen weite Teile der Stadt.


Karl Marx hat im Detail wohl geirrt, im Prinzip aber Recht behalten.
Die soziale Marktwirtschaft als Gegenmodell zum Sozialismus war ein Zwischenspiel, ein schöner Traum.
Am Ende bleiben ein paar Monopolisten, die den Ton in der Welt angeben, und die Politik wird zur Marionette.
Was fehlt, ist die Antwort der Menschen auf diese Bedrohung.
Und die kann nur ähnlich lauten, wie sie einst Karl Marx gedacht hat: in Form einer Vergesellschaftung des Reichtums.
Quelle: DLF vom 14.03.2008


Vom klugen Kopf -
Karl-Marx-Biograf Jürgen Neffe zu Gast im Chemnitzer Salon
Der Marx-Biograf Jürgen Neffe war zu Gast im Chemnitzer Salon. Im Gespräch mit Chefredakteur Torsten Kleditzsch versuchten beide, dem großen Denker näher zu kommen.

Von Stephan Lorenz
erschienen am 25.05.2018

Schaut er nun grimmig oder nicht? Eher ernst? Oder einfach nur klug? Der Chemnitzer Karl-Marx-Kopf von Lew Kerbel. Marx-Biograf Jürgen Neffe, am Donnerstagabend Gast im Chemnitzer Salon, hatte da seine eigene Interpretation: "Ja, vielleicht schaut er grimmig, aber das kann ja auch Ausdruck der Entschlossenheit sein, etwas verändern zu wollen. Das Grimmige passt ganz gut zu ihm."

Wer über Karl Marx in Chemnitz spricht, der kommt um einen Ausflug in die Stadtgeschichte nicht herum. Immerhin hieß sie 27 Jahre lang Karl-Marx-Stadt. Mit der liebevollen Bezeichnung "Nischel" für die über 13 Meter hohe Marx-Büste konnte der im Ruhrgebiet geborene Neffe nichts anfangen. Salon-Gastgeber und "Freie-Presse"-Chefredakteur Torsten Kleditzsch musste ihn aufklären: "Das ist sächsisch!"

Marx-Biograf Jürgen Neffe im Chemnitzer Salon.
Foto: Uwe Mann

Aber warum hat sich Jürgen Neffe Marx überhaupt gewidmet? "2008 als die Pleite von Lehman-Brothers bekannt wurde, stand die Welt am Abgrund. In den Medien gab es danach immer wieder die gleichen Überschriften zur Bankenkrise: ,Hatte Marx doch recht?'. Gemeint war seine These vom Zusammenbruch des Kapitalismus", erinnerte sich Neffe. Da habe er sich das erste Mal gedacht: "Aha: Man kann offenbar wieder über Marx sprechen, ohne über Marxismus, Leninismus, die DDR oder den Gulag reden zu müssen. Da ging es immer um den Marx der Ökonomie."

Drei Jahre habe er dann am Buch "Marx. Der Unvollendete" geschrieben. "Ich versuche immer zu verstehen, zu erklären und zu übersetzen. Daher habe ich mich ein Jahr lang Tag für Tag durch das Werk gelesen." Als Neffe das sagte, sah er nicht allzu glücklich aus. Das Konvolut von Marx/Engels ist eben auch sehr umfangreich. Und alles ist umstritten. "Manchmal war ich regelrecht verzweifelt bei meiner Annäherung an Marx", so Neffe.

Chefredakteur Kleditzsch fragte nach der zentralen These seines Buches, nach der Marx für Freiheit steht. Wie komme er dazu, wo doch Marx jahrzehntelang nur mit Sozialismus, Mauerbau und Gewalt zusammengebracht wurde? Neffe: "Das geht schon bei Hegel los. Und in den mehr als 40 Marx/Engels-Bänden sind die ersten zwei Aufsätze über Zensur und über Pressefreiheit. Genau mit der Pressefreiheit fing es an. Marx hat sich nie bestechen lassen, sondern ist lieber ins Exil gegangen. Und er wurde leider oftmals auch falsch interpretiert."

Was macht das Werk von Marx manipulierbar? Neffes Antwort: "Vergleichen Sie es doch mit dem Neuen Testament. Was die Menschen damit angestellt haben, ist doch auch nicht alles im Sinne von Jesus Christus gewesen." Stimmt eigentlich, auch wenn das gläubige Christen sicher anders sehen würden. Marx habe sicherlich auch so manche Steilvorlage für Fehlinterpretationen in seinem riesigen Werk geliefert, räumte Neffe ein.

Der Freiheitsdenker und die Diktatur des Proletariats - wie passt das zusammen? Neffe: "Mit der Umdeutung hatte schon Friedrich Engels angefangen. Mein Eindruck ist, dass sich Marx auch nicht genügend dagegen gewährt hatte. Er verstand Diktatur ganz im antiken Sinne als vorübergehende Sache. Parteiendiktatur ist eigentlich Anti-Marx."

Auch auf Kleditzschs Frage nach dem vermeintlichen Widerspruch in der Marxschen Theorie, in der es immerwährende gesellschaftliche Entwicklung geben soll, aber dann auch den Kommunismus als Endstadium, hatte Neffe eine Antwort. "Selbst der Kommunismus ist laut Marx ein sich fortwährend bewegendes und veränderndes Modell und eben kein Endzustand."

Wie aber sah dann das Paradies des Kommunismus aus? Gleichmacherei. Jeder darf machen, was er will? "Marx wollte nicht zurück in die Steinzeit. Aber Menschen bilden eine Gemeinschaft und entscheiden so auch über ihr Schicksal. Das Pariser Klimaabkommen oder das weltweite FCKW-Verbot waren jüngste Hinweise darauf, die Marx gefallen hätten. Die Welt als Ganzes zu begreifen, das ist eher Kommunismus im Marxschen Sinne."

Neffe will Antworten auf die Frage, was passiert, wenn der Kapitalismus doch mal zusammenbricht. "Kein Experte konnte mir bisher sagen, wie das praktisch aussehen könnte. Die einzige Antwort lautete immer Chaos. Hundert Jahre nach Rosa Luxemburgs ,Sozialismus oder Barbarei' heißt es immer noch: Kapitalismus oder Chaos. Sehr weit sind wir nicht gekommen."

Da Marx die Welt bekanntlich nicht nur neu interpretieren, sondern auch verändern wollte, ist die Frage nach dem Gegenwartsbezug naheliegend: "Wir erleben einen marxschen Moment des Kontrollverlustes: Wir befinden uns an der Schwelle, wo die Maschinerie droht, alles herzustellen. Wo das von uns Geschaffene uns beherrscht. Laut Marx ist Kapital tote Arbeit, die sich vampirartig lebendige Arbeit einverleiben muss. Das Smartphone ist so ein toter Mechanismus, der sich Lebendiges einverlebt."

Ist der Autor zu gnädig geworden mit Marx, seit er sich mit ihm beschäftigt hat, fragte Kleditzsch. Das wies dieser vehement von sich. "Aber mit Marx hätte ich auch nicht gern in einer Wohngemeinschaft gewohnt." Er spielte damit unter anderem auf den privaten Marx an, der als großer Theoretiker der Volkswirtschaften nie mit Geld umgehen konnte. Obwohl Neffe auch dafür Verständnis zeigte: "Na ja, es gibt Fußballtrainer, die haben auch noch nie selbst ein Tor geschossen." Von Marx zum Fußball - da lachte das Publikum.

Aber Marx war laut Neffe auch der "Urvater des Spaltpilzes", an dem die Linken bis heute leiden. Und auch beim Wissenschaftler habe es blinde Flecken gegeben, wie etwa bei der Staatsquote an der Wirtschaft und bei der Anpassungsfähigkeit des Kapitalismus. Neffe: "Marx war sicher nicht so souverän, wie er auf dem Sockel in Chemnitz erscheint." Auch dieser geniale Denker hatte nicht auf alle Fragen ausreichende Antworten oder Rezepte.

Fazit des 5. Chemnitzer Salons? Der Weg zum kommunistischen Paradies im Marxschen Sinne ist noch weit. Sehr weit. Manche würden sagen: Gott sei Dank.


aus FP vom 26.05.2018


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