Februar 28, 2022
Asow-Regiment, Neonazis, Rechter Sektor, Wladimir Putin
Gestern rief der ukrainische Präsident Selenskij Europäer mit "Kampferfahrung" dazu auf, in die Ukraine zu kommen und als Teil einer Fremdenlegion gegen die Russen zu kämpfen. Wer nicht gleichgültig wie die Politiker zuschauen will, soll sich der Ukraine anschließen und hier Europa verteidigen, was impliziert, Russland nicht zu Europa zu zählen. Das erinnert daran, dass sich 2014 auch Ausländer den zahlreichen, meist rechtsnationalistischen und zunächst von Oligarchen bezahlten Freiwilligenkampfverbänden wie etwa die des Rechten Sektors angeschlossen haben, darunter gab es auch mehrere muslimische Brigaden vor allem aus Tschetschenen und Tataren (s.a.: Russia is our enemy too, say Muslim fighters readying for war in Ukraine).
2014 waren die regulären ukrainischen Truppen schlecht bewaffnet und ausgebildet und wenig motiviert zu kämpfen. Es war die große Stunde der ukrainischen Militanten, die oft schon während der Maidan-Proteste sich den teils bewaffneten Maidan-Sicherheitskräften angeschlossen und mit der Polizei brutale Kämpfe geliefert hatten (Janukowitsch geriet damals unter massive Kritik, obgleich er nicht das Militär zu Hilfe rief und eine "Antiterroroperation" startete wie die Regierung nach seinem Sturz gegen die Antimaidan-Proteste im Osten). Die Maidan-Militanten vom Maidan-Rat waren es auch, die eine mit den drei Führern der Oppositionsparteien Vaterland, Swoboda und UDAR uns Janukowitsch durch Polen, Frankreich und Deutschland vereinbarte Übergangsregelung mit vorgezogenen Präsidentschaftswahlen nicht akzeptierten und des Nachts teils bewaffnet zum Parlament marschierten, nachdem sie die Vertragsunterzeichner wie Klitschko als Verräter beschimpft und ausgebuht hatten.
Der russische Präsident setzte der "Spezialoperation", in Wirklichkeit natürlich ein Angriffskrieg, das Ziel, die Ukraine zu demilitarisieren und zu entnazifizieren. Angeblich wurden, was die Demilitarisierung betrifft, zahlreiche militärische Stützpunkt durch Raketenbeschuss beschädigt, auf dem Boden kommt die Invasion jedoch kaum voran, viele Soldaten wurden getötet und Panzer, Artilleriesysteme und Panzer zerstört. Nur punktuell scheinen die russischen Streitkräfte einzelne Gebiete und Städte zu kontrollieren, aber es ist absehbar, dass bei einem Guerilla- und Stadtkrieg mit relativ gut bewaffneten Soldaten und anderen Kämpfern die Russen zermürbt werden, wenn die Städte nicht bombardiert werden, wie das Russland im Tschetschenienkrieg in Grosny oder die USA in Syrien und im Irak gemacht haben.
Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, hatte am Freitag im Fernsehsender 1tv.ru zur Voraussetzung von Verhandlungen mit der Ukraine, die eigentlich gestern stattfinden sollten, aber nun heute beginnen sollen, eben die Demilitarisierung und Entnazifizierung gemacht. Wenn dies nicht geschieht, würden die Gespräche zu keinem Ergebnis führen: "Die Ziele wurden definiert, die Operation wird realisiert.". Die ukrainische Führung hat, auch aufgrund der schwächelnden russischen Truppen, schon länger erklärt, dass diese Forderungen nach einer Kapitulation nicht annehmbar sind. Eigentlich sollten die Gespräche dazu dienen, eine der Hauptforderungen Russlands zu diskutieren: den Nicht-Beitritt zur Nato und die Neutralität der Ukraine. Moskau verhindert mit dem Ausspielen der Machtkarte, also der Unterwerfung der Ukraine, schon die Möglichkeit, mögliche Lösungen und Sicherheitsforderungen beider Seiten auch nur konstruktiv diskutieren zu können.
Das Ziel der Entnazifizierung der Ukraine erschien vielen als verrückt. Hingewiesen wurde darauf, dass der Präsident Selenskij doch jüdischer Abstammung sei. Man kam zur Sprachregelung, dass Putin ein demokratisches Ukraine vernichten will, weil er Russland und seine autokratische Macht davon bedroht sieht. Auch Putins Äußerungen über "nationalistische Formationen" in der Ukraine, vor denen er die Bewohner der "Volksrepubliken schützen müsse, wurden als abwegig und wahnhaft interpretiert. Er sprach von "Neonazis und Bandera-Anhängern", die Menschen als menschliches Schutzschild benutzen, oder von der "Bande von Drogenabhängigen und Neonazis, die sich in Kiew niedergelassen und das gesamte ukrainische Volk als Geisel genommen haben".
Das ist natürlich weit übertrieben und als Rechtfertigung für einen Angriffskrieg sowieso nicht haltbar. Aber es stimmt, dass rechtsnationalistische oder Neo-Nazi-Milizen, die in die Nationalgarde übernommen und legalisiert wurden, immer noch großen Einfluss haben, der jetzt im Krieg wieder wachsen dürfte. Wieder aufgetaucht in der Öffentlichkeit ist Dmitri Jarosch, der frühere Leiter des Rechten Sektors, zu dem sich rechtsextreme und rechtsnationalistische Gruppen zusammenschlossen und der bei den Maidan-Protesten an Stärke gewann. Jarosch, ein Anhänger von Stepan Bandera, dem Nationalhelden der Ukraine, der im Zweiten Weltkrieg zeitweise mit den Nazis kollaboriert hatte, kämpfte mit den bewaffneten Verbänden des Rechten Sektors gegen die Separatisten, gründete dann eine Partei, wurde Präsidentschaftskandidat und Berater des ukrainischen Militärs, er war bis 2019 Abgeordneter in der Duma.
Jetzt tauchte Jarosch wieder auf und berichtete, wo die offenbar wieder von ihm befehligten Milizen, "Freiwilligenverbände", die regulären Truppen unterstützen: "Der Sieg wird uns gehören! Tod der Moskauer Horde!"
Schon am 20. Februar schrieb er: "Die ukrainische Freiwilligenarmee befindet sich in einem Zustand voller Kampfbereitschaft: Fronteinheiten erfüllen zugewiesene Aufgaben in der JFO-Zone; Reservebataillone und neu formierte Einheiten sind bereit für den Einsatz." Es gehe nicht nur um die Aufstellung, Bewaffnung und Koordination der Freiwilligenverbände, sondern auch um die "systematische Reinigung ukrainischer Städte und Dörfer von Kollaborateuren und Abschaum".
Neben den Freiwilligenverbänden von Jarosch und Co. ist etwa auch das
Quelle: krass und konkret