zum Gedenken

Alfred Bauer

Der erste Berlinale-Leiter war offenbar Nazi-Funktionär

29.01.2020, 17:39 Uhr

Der Mann, der die Filmfestspiele von 1951 bis 1976 leitete, hatte offenbar seine NS-Karriere geheim gehalten. Das ergeben Recherchen der "Zeit". Noch heute ist ein Berlinale-Preis nach Alfred Bauer benannt. Alfred Bauer, der erste Leiter der Berlinale, war ein hochrangiger Nationalsozialist. Nach Kriegsende verwischte er seine Spuren
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Alfred Bauer, der erste Leiter der Berlinale von 1951 bis 1976, war offenbar ein hochrangiger Beamter in der von den Nationalsozialisten geschaffenen Reichsfilmintendanz. Das schreibt die Wochenzeitung "Die Zeit" mit Verweis auf Dokumente, die im Bundesarchiv und Berliner Landesarchiv lagern. Demnach überwachte Bauer ab 1942 den Einsatz von Schauspielern, Regisseuren und anderen Filmschaffenden. Nach dem Krieg soll Bauer systematisch die Spuren seiner NS-Vergangenheit verwischt haben.

Dokumente aus dem Bundesarchiv belegen laut der "Zeit", dass Bauer den Posten bis 1945 innehatte und an der Entscheidung beteiligt war, wer vor oder hinter die Kamera durfte und wer an die Front musste. In einem Gesinnungszeugnis wird Bauer als "eifriger SA-Mann" bezeichnet, dessen "politische Einstellung (...) einwandfrei" sei.

Nach 1945 erweckte Bauer den Recherchen zufolge den Eindruck, ein innerer Gegner der Nazis gewesen zu sein. Er verschwieg seine Mitgliedschaft in NS-Organisationen wie dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und machte falsche Angaben zu seinen Tätigkeiten innerhalb der Diktatur.

Besonders belastend für die Berlinale der Gegenwart ist, dass das größte deutsche Filmfestival einen Preis in seinem Namen vergibt, den Alfred-Bauer-Preis. Er wurde nach Bauers Tod im Jahr 1986 geschaffen und zeichnet Werke aus, die neue Perspektiven in der Filmkunst eröffnen. Über die Jahre erhielten ihn unter anderen Baz Luhrmann, Zhang Yimou, Andres Veiel und im Jahr 2019 Nora Fingscheidt für ihren Film "Systemsprenger".


Quelle: spiegel.de vom 29.01.2020


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