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So kann man das Wetter deuten Das Wetter ist das Wichtigste im Leben des Bauern, davon ist er abhängig. Denn nur wenn das Wetter stimmt, wenn Regen und Sonne, Wärme und Kälte zur rechten Zeit kommen, wird die Ernte reichlich ausfallen. Seit vielen tausend Jahren wird das Wetter daher beobachtet - und daraus haben sich unsere "Wetterregeln" entwickelt.

Wir sollten sie nicht als Unsinn abtun. Unsere Vorfahren haben die Zusammenhänge genau beobachtet und sie im Alltagsleben für eine - kurzfristige - Wettervorhersage genutzt.

Die Wetterregeln wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Jede Generation hat sie im täglichen Leben überprüft und wiederum ihren Kindern erzählt.

In Wetterstationen und meteorologischen Instituten wird die tägliche Wetterlage erst seit etwa 100 Jahren registriert. Der hundertjährige Kalender, in dem der Abt Mauritius Knauer einst die Schlussfolgerungen aus seinen langjährigen Wetterbeobachtungen niederschrieb, ist immerhin auch schon mehr als 300 Jahre alt.

Doch die Beobachtung des Wetters reicht viel weiter zurück. Einer der ältesten überlieferten Wettersprüche ist etwa 5000 Jahre alt. Er wurde in Keilschrift auf eine Tontafel eingeritzt gefunden und stammt aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal (669 bis 627 v. Chr.).

Im Altertum, schon weit vor unserer Zeitrechnung, verehrte man Sonne, Mond und Sterne als Götter, weil sie das tägliche Leben beeinflussten. Wenn sie den Menschen zürnten, konnten sie auf einen Schlag die Arbeit eines ganzen Jahres zunichtemachen. Sorgten sie aber zur rechten Zeit für Regen, so konnte die Saat keimen und mit Hilfe der Sonne gut gedeihen.

Die Menschen glaubten, dass alles unter dem Firmament dem Ratschluss der Götter unterworfen sei, nichts könne zufällig geschehen: Blitz und Donner, Unwetter und Sturm, Hagelschlag und Schnee - alles war der Wille der Götter.

Man glaubte auch, die Götter würden ihren Willen ankündigen: Am Stand der Gestirne versuchte man daher nicht nur, das Schicksal der Menschheit abzulesen, sondern auch das Wetter, das ja dieses Schicksal entscheidend bestimmte.

Bis in die jüngste Zeit hinein hielt sich der Glaube, dass Götter, Geister und Dämonen und später die Heiligen ihre jeweilige Stimmungslage durch fröhlichen Sonnenschein oder bedrohliche Wolkenberge kundtun würden. Man versuchte mit allerlei magischen Mitteln, die Götter gewogen zu stimmen oder aber Dämonen zu vertreiben.

Schutz vor Unwetter erbittet man heute noch z. B. bei der Fronleichnamsprozession. Und die Bräuche, wie etwa das Neujahrsanschießen oder die Perchtenläufe im Berchtesgadener Land, sollen böse Geister vertreiben.

Ungünstige Tage

Im bäuerlichen Leben kannte man sogenannte verworfene Tage. Man bezeichnete sie auch als Schwendtage, und sie lassen sich auf die alten Römer und damit auf den heidnischen Glauben zurückführen. Trotz der Einführung des Christentums haben sich diese "dies aries" (wie sie im Lateinischen heißen) bis auf den heutigen Tag erhalten.

An den verworfenen Tagen durfte man nichts Neues beginnen. Man durfte nicht auf Reisen gehen oder eine neue Arbeit - ob in Haus oder Hof, im Stall oder in der Stube - anfangen. Der Arzt (oder besser: der Dorfbader) ließ an diesen Tagen auch niemanden zur Ader.

Verworfene Tage

Im Januar: 2., 3., 4., 18.
Im Februar: 3., 6., 8., 16.
Im März: 13., 14., 15., 29.
Im April: 19.
Im Mai: 3., 10., 22., 25.
Im Juni: 17., 30.
Im Juli: 19., 22., 28.
Im August: 1., 17., 21., 22., 29.
Im September: 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28.
Im Oktober: 3.,6., 11.
Im November: 12.
Im Dezember: gibt es keine Schwendtage.

Losnächte

Die Bauern kennen noch die Losnächte im Dezember. Deren erste ist die Nacht vor dem Thomastag am 21. Dezember, die anderen beiden sind die Weihnachtsnacht und die Silvesternacht. "Lotzen" ist ein althochdeutsches Wort für wahrsagen, in die Zukunft schauen. Das Silvesterbleigießen hat sich als einziges Ritual bis heute erhalten.

Man kannte aber bis vor einigen Jahrzehnten in Bayern noch das Scheitlklauben, das Zaunsprießlzählen, das Pantoffelwerfen, das Strohsacktreten und das Bettstatttreten - alles Bräuche, die Auskunft über die Heiratsabsichten gaben.

Die Bräuche der Losnächte muss man im Zusammenhang mit dem "Sitz-weil", dem "Hoamgarten" oder der "Hoagascht" sehen: So wurde das abendliche Beisammensein in der Bauernstube genannt. Dabei sprach man über die Ereignisse früherer Jahre, erzählte alte Familien- und Dorfgeschichten.

Der Dezember ist außerdem der Monat, in dem die erste Hälfte der zwölf Raunächte liegt. Diese dauern bis zum Heiligdreikönigstag am 6. Januar und umfassen eine Zeit, in der angeblich Dämonen und böse Geister ihr Unwesen treiben.

Sie waren schon den alten Germanen bekannt. Nach alter Überlieferung hatten in diesen Nächten ab dem 25. Dezember die Seelen der Verstorbenen Ausgang und zogen als "Wotans wilde Jagd" durchs nächtliche Land. Eine alte Bauernregel besagt:

Von Weihnachten bis Dreikönigstag
aufs Wetter man wohl achten mag.
Ist's regen-, nebel-, wolkenvoll,
viel Krankheit es erzeugen soll.

Leb mit Vernunft und Müßigkeit,
bist du vor allem Wetter gefeit.

Es hieß, dass alles, was man in den zwölf Raunächten träume, in Erfüllung gehe. Wer also traumlos schlief, stand gewissermaßen vor dem Nichts.


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 19.04.2025 - 19:28