Abschied ist ein leises Wort
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†1986
( 66 Jahre )
SW-Foto © Kurt Schwarz
SW-Foto © Kurt Schwarz.
Der spätere Werbeleiter der Staatlichen Fischindustrie in Rostock-Marienehe war ein leidenschaftlicher Koch und Kochbuchsammler. Kroboth, dessen Vortrag nicht etwa durch ein norddeutsches, sondern sein böhmisch-fränkisches Heimat-Idiom geprägt war, wurde vor allem als Rostocker Fischkoch bekannt und präsentierte über zwölf Jahre lang jeweils dienstags die fünfminütige Vorabend-Sendung Tip des Fischkochs.
Rudolf Kroboth verdiente seine Brötchen eigentlich als Werbeleiter der Staatlichen Fischindustrie in Rostock-Marienehe.
Bis es im Frühjahr 1960 zu einem DDR-typischen Problem kam: In Rostock war ein große Ladung "Strömlinge in Tomatensoße" aus der Sowjetunion angekommen und auf die Geschäfte der DDR verteilt worden. Dort blieben die Delikatessen allerdings in den Regalen liegen: Die Angaben auf den Konservendosen waren in kyrillscher Schrift und kaum jemand konnte das lesen. So entstand die Sendung "Tipp des Fischkochs". Kroboth gab Tipps, wie man die Flossentiere raffiniert zubereiten konnte. Und schon wurden die Strömlinge aus den Regalen weggekauft.

Am 17. Mai 1960 stand im DDR-Fernsehen nach den "Tausend Tele Tips" und vor dem "Sandmännchen" zum ersten Mal ein seriöser Herr mit Schnauzer, dicker schwarzer Brille, schneeweißer Kochjacke und einer absurd steifen Kochmütze vor der Kamera und kredenzte der überraschten TV-Nation einen Tomatenfischreissalat.
Die Sendung dauerte, wie alle 700 folgenden bis 1972, nur fünf Minuten. Mag auch der DDR von der Geschichte der Stempel Mangelwirtschaft aufgedrückt werden - zu jener Zeit schaffte die riesige Hochseeflotte Fisch in großen Mengen herbei und es galt "Jede Woche zweimal Fisch hält gesund, macht schlank und frisch".
Der "Tipp des Fischkochs" wurde letztlich ein Opfer der internationalen Seerechtspolitik. 1972 hatten die Ostseeanrainerstaaten Fischereischutzzonen neu ausgewiesen. Für die DDR bedeutete das: Ihre große Fischereiflotte musste sich das Recht, in fremden Gewässern zu fischen, mit Devisen erkaufen. Konsequenz: "Der Tipp des Fischkochs" verschwand vom Bildschirm. Rainer Kroboth zu den Hintergründen: "Das Geld für Fischereirechte fehlte und das Ministerium war der Meinung, die wenigen verbliebenen Fische auch ohne 'Werbung' loszuwerden."
Ab 1973 widmete sich Rudolf Kroboth verstärkt den bis dahin geschaffenen Fischgaststätten Gastmahl des Meeres. Diese im Sommer 1966 in Weimar am Herderplatz eröffnete und dann innerhalb von nur zwei Jahren auf Berlin, Rostock, Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena, Gera, Dresden und Bautzen ausgedehnte Gaststättenkette war Kroboths Idee.
Am Ende gab es 33 solcher Fischgaststätten auf dem Gebiet der DDR.