Abschied ist ein leises Wort
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†08. Juni 2000 in Chemnitz
( 72 Jahre )
Bildrechte: dpa
Der als Sohn eines Strumpfwirkers und einer Strumpfkettlerin geborene Kurt Drummer lernte von 1942 bis 1944 Koch im Hotel Chemnitzer Hof in Chemnitz. Anschließend wurde er in den Reichsarbeitsdienst eingezogen und geriet 1945 in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits im Juni 1945 wieder entlassen wurde.
Nach Tätigkeit in der Landwirtschaft war er 1946–48 Koch in Auerbach (Erzgebirge), 1948 kurzzeitig Küchenleiter im Hotel auf der Wartburg bei Eisenach und 1948–1955 stellvertretender Küchenchef und Lehrmeister im Chemnitzer Hof.
1955 studierte er dann Ernährungswissenschaften am Institut für Ernährung in Potsdam-Rehbrücke und wurde Küchenchef des Hotels Elephant in Weimar, wo er auch die Meisterprüfung als Küchenmeister ablegte.
1958/59 war er Küchenchef des Carola Hotels in Karl-Marx-Stadt und 1959–64 der des Chemnitzer Hofs.
Kurt Drummer war seit seiner Fernsehpremiere im August 1958 einer der bekanntesten Fernsehköche der DDR. Drummers Sendung "Der Fernsehkoch empfiehlt" hatte Kultstatus in der DDR. Seine Rezeptbücher waren schnell ausverkauft, deshalb machten sich viele DDR-Bürger die Mühe und schnitten Drummers Rezepte sorgfältig aus der Zeitung aus.
Kurt Drummer kochte alles - und alles entsprechend der aktuellen Versorgungslage in der DDR. Auch wenn mal dieses, mal jenes in den Kaufhallen gerade nicht aufzutreiben war, zauberte er den Familien leckere Gerichte auf den Tisch oder zumindest auf den Bildschirm. Man könnte sagen, er verwaltete den Mangel durch Rezepte. Sein "Sprachrohr" war dabei seine eigene Fernsehsendung, die er zwischen 1958 und 1983 moderierte.
In der Sendung "Der Fernsehkoch empfiehlt" kochte Drummer mal solide und bodenständige Hausmannskost wie das Thüringer Rostbrätl oder Kohlrouladen. Doch auch exotische Leckereien aus Kuba in der Karibik oder Bulgarien am Schwarzen Meer kamen bei ihm in die Pfanne oder den Topf. Hatte die DDR gerade Hummer aus dem befreundeten sozialistischen Ausland erhalten, so sorgte Drummer dafür, dass die Bürger damit auch umzugehen wussten.
Er selbst gab sich jedoch bescheiden, zu seinen Lieblingsgerichten zählte die Kartoffelsuppe und überhaupt waren Suppen seine Leibspeise. In insgesamt 650 Folgen brachte Kurt Drummer fast jedes traditionelle deutsche Gericht einmal auf den Bildschirm. Geschätzte 2.000 Gerichte sollen es in all den Jahren gewesen sein.
Als Küchenchef war er bis 1990 für die Interhotel-Kette verantwortlich. Auch sportlich lief Drummer als Koch zu Höchstleistungen auf. Er kochte für die DDR-Fußball-Nationalmannschaft und stand selber bei internationalen Koch-Wettbewerben auf dem Siegertreppchen. Seine TV-Karriere hatte er jedoch der Frauenredaktion des Deutschen Fernsehfunks (DFF) zu verdanken. Den Redakteurinnen war er als Koch im "Erfurter Hof" aufgefallen.
YAY Images/Imago

Drummer war in seiner Freizeit engagierter Kleingärtner und Grillfreund. Er versuchte dem Freizeitgrillen in der DDR eine frische, gesunde Note zu verleihen.
In seiner Sendung wollte Drummer Einfluss auf die Kochweise in der DDR nehmen. So versuchte er zum Beispiel, dem äußerst beliebten Freizeitgrillen in der DDR mehr gesunde und frische Komponenten hinzuzufügen, indem er Fisch oder Paprikaschoten auf den Rost legte.
1983 beendete er seine TV-Karriere, weil er gesundheitlich angeschlagen war. Dem Kochen blieb er aber treu und auch dem Lehren. Wenn er schon die DDR-Bürger am Fernseher nicht mehr in kulinarische Geheimnisse einweihen konnte, so bildete er weiter Lehrlinge aus.
Im Sommer 2000 starb der berühmte Koch im Alter von 72 Jahren und wurde in seiner alten Heimat Auerbach beigesetzt. Die Nachwelt verdankt ihm ein großes Archiv an Rezepten, die in einem gewissen Sinne stumme Zeugen der DDR-Geschichte sind und bis heute helfen, den Geschmack des Ostens zu erhalten.
Er war Erfinder der schadstoffarmen Drummer-Grillzündung. 1999, ein Jahr vor seinem Tod, wurde er mit der Kulinarischen Medaille des Verbands der Köche Deutschlands geehrt.
Tausende Hausfrauen und Hobbyköche in der DDR schworen auf seine wöchentlichen Tipps, zückten am Ende der Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ Zettel und Stift zum Mitschreiben oder stellten schon vorher den Fernseher in die Küche. Als Fernsehkoch empfahl der Chemnitzer Kurt Drummer 25 Jahre lang auch in Mangelzeiten mit viel Fantasie und Geduld im Studio zubereitete Gerichte. Dazu zählten auch die Brisoletten.