Gesetzliche Krankenversicherung Warum zahlen gesetzliche Krankenkassen für Bürgergeldempfänger? Debatte flammt wieder auf

Christian Schwager

14.07.2025, 17:34 Uhr

Gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgeber zahlen für Bürgergeldempfänger jährlich zehn Milliarden Euro, kritisiert TK-Chef Baas. Und die übrigen versicherungsfremden Leistungen?

Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse
Hannes Albert/dpa

Wieder Aufregung um Bürgergeldempfänger und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Inzwischen ist es so etwas wie ein Klassiker in der Debatte um ständig steigende Zusatzbeiträge. Diesmal meldet sich Jens Baas zu Wort, der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), der größten gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland mit rund zwölf Millionen Mitgliedern.

Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet, der GKV könnten 2027 mehr als zwölf Milliarden Euro an Budget fehlen. Die Beiträge der Versicherten müssten dann von derzeit im Schnitt 17,5 Prozent möglicherweise auf 18,3 Prozent steigen, um die Kosten zu decken.

Daraufhin schrieb TK-Chef Baas auf der Plattform LinkedIn: "Liebes Bundesministerium für Gesundheit, kein Problem, ich bestätige diese Prognose gerne. Dafür muss man nämlich weder hellseherische Fähigkeiten haben noch ein Finanzgenie sein, sondern nur die aktuellen Zahlen anschauen: Die Ausgaben steigen um sechs bis acht Prozent pro Jahr. Wie genau soll das also ohne Beitragssatzerhöhung und grundlegende Reformen funktionieren? Und das ist auch kein Geheimnis, ich selbst und viele andere weisen seit Langem darauf hin."

Dann kam TK-Chef Baas auf versicherungsfremde Leistungen zu sprechen. Er kritisierte, "dass unsere Versicherten und ihre Arbeitgeber jedes Jahr alleine schon zehn Milliarden Euro für die Versicherung von Bürgergeld-Empfängern aufbringen müssen! Eine Aufgabe, die unzweifelhaft in Ihr Ressort und von Steuern finanziert gehört."

So viel zahlt die GKV für Bürgergeldempfänger

Derzeit überweist der Bund knapp 140 Euro pro Bürgergeldempfänger an die Jobcenter. Das deckt aber nur 39 Prozent der tatsächlichen Kassenkosten. Die restlichen 61 Prozent zahlen die Versicherungen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat diesen Systemfehler erkannt. Ihre Initiative, ihn zu beheben, führt aber offenbar nicht zum Erfolg. So müssen gesetzlich Krankenversicherte weiter für Ausgaben geradestehen, die eigentlich ein gesamtgesellschaftlicher Posten und komplett aus Steuermitteln zu finanzieren wären.

Die Debatte um versicherungsfremde Leistungen flammt immer wieder auf, seitdem die Beiträge zur GKV in die Höhe schnellen. In der Berliner Zeitung etwa kritisierte Ralf Hermes, Vorstand der IKK Innovationskasse, vor knapp einem Jahr die Vorgängerregierung im Bund aus SPD, Grünen und FDP. Dabei nahm er nicht nur die Bürgerversicherung, sondern auch weitere Ausgaben der GKV in den Blick, die nicht den Beitragszahlern zugutekommen. Hermes schlug unter anderem vor, Beiträge für nicht berufstätige Ehegatten zu erheben, gestaffelt nach Einkommen. "Denn wie kann das denn sein, dass die Allgemeinheit dieses Lebensmodell sponsert?", fragte der Kassenchef.

"Außerdem sollten wir das Modell Krankengeld überdenken, also die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall." Diese solle keine Leistung der Krankenkassen mehr sein. "Wie Mutterschaftsgeld ist das Krankengeld eine versicherungsfremde Leistung." Berechnungen zufolge werden Beitragszahler mit einem durchschnittlichen Einkommen mit circa 740 Euro im Jahr durch versicherungsfremde Leistungen belastet.

Von den rund zwölf Millionen TK-Mitgliedern sind übrigens etwa 2,7 Millionen beitragsfrei krankenversichert.


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