Verheugen: Die Lage ist gefährlicher als in der Kubakrise

3. Oktober 2025

Der frühere EU-Kommissar Verheugen war zu Gast im Europaparlament - auf Einladung des BSW-Abgeordneten De Masi. Was er zum Krieg um die Ukraine sagte, macht Angst - und Hoffnung.

"Die Lage heute ist gefährlicher als zur Zeit der Kubakrise", sagte Verheugen. Denn anders als damals sei heute niemand mehr bereit, die Krise um die Ukraine und Russland zu entschärfen.

Es sei beunruhigend, mit welcher "Selbstverständlichkeit darüber gesprochen wird, Krieg vorzubereiten", so Verheugen weiter. Schließlich seien Deutschland und die EU dem UN-Friedensgebot verpflichtet.

Auch von US-Präsident Trump sei keine Lösung mehr zu erwarten, so der frühere Erweiterungskommissar. Seine Politik sei nicht mehr berechenbar, und: "Trump hat uns die Ukraine vor die Füße geschmissen".

"Einer muss den ersten Schritt tun"

Die Europäer sollten nun selbst die Chancen für eine Verhandlungslösung ausloten, fordert Verheugen. "Einer muss den ersten Schritt tun - ich würde mir wünschen, dass wir es sind."

Große Hoffnungen auf eine Kursänderung von Merz, von der Leyen & Co. macht er sich aber nicht. Deshalb nutzte er seinen Besuch in Brüssel auch nicht zu Gesprächen in der EU-Kommission.

Dort herrsche heute ein ganz anderer Geist als zu seiner Zeit - vor 20 Jahren. Damals verstand ich die EU noch als "Soft Power", die durch die Erweiterung einen "Ring von Freunden" schaffen wollte. Heute plant die Kommission den "European Way of War".

Von der Leyen grenzt Russland aus

Von der Leyen bezeichnet die Ukraine "erste Verteidigungslinie Europas" - doch damit schließe sie Russland aus Europa aus, so Verheugen. Aus seiner Sicht ein fataler Fehler - Russland gehöre dazu.

Völlig hoffnungslos ist der ehemalige SPD-Politiker aber doch nicht. Die Mehrheit der Europäer sei gegen den Kriegskurs, ist er überzeugt. Dies zeigten alle Umfragen, aber auch das Echo auf sein letztes Buch.

Es hieß "Der lange Weg zum Krieg: Russland, die Ukraine und der Westen" und wurde zum Bestseller. Aber keine große Zeitung und kein öffentlich-rechtlicher Sender wollte mit ihm darüber sprechen.

Dies sei das eigentliche Problem, so Verheugen: Der mediale Mainstream, der eine offene Debatte ablehne und es der Politik damit allzu leicht mache, ihre eigenen, zunehmend kriegerischen Ziele zu verfolgen. . .

Comments

Bogie
4. Oktober 2025 @ 09:47
@hg
Ich gehe davon aus, dass "sie" sehr wohl wissen, was sie tun.
Sie bereiten die Bevölkerung auf den Krieg gegen Russland vor indem sie täglich Angst verbreiten - vor dem bösen Russen, versteht sich. Und es scheint zu wirken. In den Meinungsumfragen, selbst wenn sie geschönt und manipuliert sein sollten, wächst der Anteil derer in Deutschland, die ein härteres Vorgehen gegen "den Russen" fordern und dass, obwohl die Regierung so unbeliebt ist, wie kaum eine vor dieser.
Und auch bei mir wirkt es: Ich habe Angst um meine Kinder und Enkelkinder und zwar vor diesen furchtbaren Menschen, die hier im Westen gerade das Sagen haben. Nicht Putin, der auch in meinen Augen verbrecherisch handelt, wird uns ins Verderben stürzen, sondern unsere eigenen "Eliten" werden dies erledigen und ich habe kaum noch Hoffnung, dass das irgendwie zu verhindern sein wird. Zu weit ist die Hysterie bereits fortgeschritten.


Quelle: Lostineu