Trotz Fachkräftelücke Befristungen wohl wieder häufiger sachgrundlos

31.05.2024, 09.40 Uhr

Liegt es an der schwächelnden Konjunktur oder den unsicheren Zukunftsaussichten? Arbeitgeber greifen trotz Fachkräftemangel laut einem Medienbericht wieder häufiger zu sachgrundlosen Befristungen. Doch es gibt Kritik.

Protest gegen Befristungen 2015 in Leipzig: "Große Unsicherheit in der Lebensplanung"
Foto: Sebastian Willnow/ picture alliance / dpa

Der Anteil der befristeten Arbeitsverträge ohne bestimmten Sachgrund an allen Befristungen ist einem Medienbericht zufolge gestiegen. Die "Rheinische Post" berichtete unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage der Linkenabgeordneten Susanne Ferschl, sachgrundlose Befristungen hätten 2023 einen Anteil von 56,5 Prozent an allen befristeten Arbeitsverträgen gehabt. Im Jahr 2021 war der Wert demnach mit 55,7 Prozent etwas geringer.

Das Ministerium beruft sich dem Bericht zufolge auf Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Besonders hoch sei der Anteil der sachgrundlosen Befristungen im vergangenen Jahr in der Privatwirtschaft mit 71,8 Prozent aller befristeten Verträge gewesen. 2021 seien es noch 69,2 Prozent gewesen.

Heil kämpft eigentlich gegen Befristungen

Lediglich im öffentlichen Dienst nahm der Anteil den Angaben zufolge deutlich ab, von 33,3 Prozent im Jahr 2021 auf 23,2 Prozent im vergangenen Jahr. Zur Einordnung: Im öffentlichen Dienst waren von den etwa 3,3 Millionen Arbeitnehmern 2022 insgesamt etwa 517.000 oder gute 15 Prozent befristetet beschäftigt. Ausgerechnet hier hatte es zuletzt eine starke Zunahme der Befristungen gegeben - darunter allerdings oft mit Sachgrund wie einer Elternzeitvertretung.

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Die Zahl der sachgrundlosen befristeten Neueinstellungen insgesamt stieg laut "Rheinischer Post" um rund 50.000 auf 665.000 im Jahr 2023. Dabei hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil befristeten Verträgen eigentlich den Kampf angesagt. Sachgrundlose Befristungen seien eine "große Unsicherheit in der Lebensplanung", hatte der SPD-Politiker 2021 gesagt.

Linkenpolitikerin Ferschl sprach mit Blick auf den steigenden Anteil sachgrundlos befristeter Beschäftigung von einer "schlechten Nachricht". Befristete Arbeitsverhältnisse seien mit "niedrigeren Löhnen, mieseren Arbeitsbedingungen und mehr Unsicherheit für die Beschäftigten verbunden". Sie forderte, die sachgrundlose Befristung ersatzlos zu streichen.

Auch die Gewerkschaft Ver.di übt Kritik an Befristungen. Diese mahnte, Jobunsicherheit könne auch die Gesundheit beeinträchtigen. Befristete seien zudem nachweisbar auch weniger produktiv, weil kein Anreiz bestehe, sich in komplizierte Sachverhalte und Arbeitsabläufe so intensiv einzuarbeiten.


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