Brisante Zahlen: Statistik verrät, wie viele deutsche Arbeitslose Migrationshintergrund haben
Laut Bundesagentur für Arbeit waren im September 2024 rund 2,8 Mio. Menschen arbeitslos, die Mehrheit hatte einen Migrationshintergrund
Foto: Jens Kalaene/dpa
08.04.2025 - 11:03 Uhr
Diese Frage sorgt regelmäßig für hitzige politische Debatten: Wie viele Arbeitslose in Deutschland haben Migrationshintergrund?
Eine "Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit", die BILD exklusiv vorliegt, gibt nun Antworten. Die Behörde hat ermittelt, wie viele arbeitslose Deutsche und wie viele Ausländer - und wie viele der deutschen Staatsbürger einen Migrationshintergrund haben.
Das Ergebnis ist eindeutig: Die Mehrheit der Arbeitslosen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund.
54 Prozent der Arbeitslosen haben Migrationshintergrund
Das sagt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit:
Zuletzt gab es etwa 2,8 Millionen Arbeitslose in Deutschland (Stand September 2024).
Davon waren rund 1,7 Millionen deutsche Staatsbürger, das sind 61 Prozent. 39 Prozent hatten keinen deutschen Pass, dabei sind nur etwa 16 Prozent der Bevölkerung nicht-deutsch.
Von 1,7 Mio. deutschen Arbeitslosen haben etwa ca. 400.000 einen Migrationshintergrund.
Das heißt: Insgesamt haben 1,5 Mio. Arbeitslose einen Migrationshintergrund, das sind 54 Prozent aller 2,8 Mio. Arbeitslosen.
Von den Arbeitslosen mit Migrationshintergrund sind rund 80 Prozent selbst nach Deutschland eingewandert, 19 Prozent haben die deutsche Staatsbürgerschaft
Große Unterschiede auch bei Langzeit-Arbeitslosen
Auch zu Langzeit-Arbeitslosen - Menschen, die zwei Jahre oder länger keinen Job haben - gibt es neue Erkenntnisse in der Sonderauswertung:
Insgesamt gab es zuletzt rund 881.000 Langzeit-Arbeitslose in Deutschland (Stand September 2024)
Davon hatten 422.000 keinen Migrationshintergrund (48) Prozent, 458.000 (52 Prozent) waren Zuwanderer oder Kinder von Zuwanderern
Große Unterschiede auch bei der Bildung: Unter Arbeitslosen mit deutscher Staatsangehörigkeit hatten etwa 51 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung, bei Ausländern waren es fast 82 Prozent, bei Menschen aus den wichtigsten Asyl-Herkunftsländern sogar 91 Prozent.
Die Bundesagentur für Arbeit führte die Auswertung im Auftrag des Bundestagsabgeordneten René Springer (45, AfD) durch. Er meint: "Wer nach Jahren in Deutschland weder einen Berufsabschluss noch einen Arbeitsplatz vorzuweisen hat, ist kein Fachkräftepotenzial, sondern eine dauerhafte Belastung für unser Sozialsystem." Die Gespräche von Union und SPD ließen erkennen, "es soll genauso weitergehen".
Bei den Sondierungsgesprächen haben sich Union und SPD darauf geeinigt, das viel kritisierte Bürgergeld-System abzuschaffen und den Druck auf Arbeitslose deutlich zu erhöhen. Wer sich Arbeitsangeboten verweigert, soll streng sanktioniert werden.
Wie das neue Sozialhilfe-System ausgestaltet wird, ist noch nicht bekannt. In dieser Woche soll der Koalitionsvertrag der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Woran liegt es, dass die Mehrheit der Arbeitslosen einen Migrationshintergrund hat?
In BILD hatte Arbeitsmarkt-Forscher Holger Schäfer (56, Institut der deutschen Wirtschaft) bereits vor Monaten erklärt, dass nach Deutschland meist keine Fachkräfte einwandern. Viele Ausländer seien "aus humanitären Gründen zugewandert, nicht um Lücken im deutschen Arbeitsmarkt zu schließen". Und zwar "häufig aus Ländern, in denen das System der beruflichen Bildung wenig entwickelt und formalisiert ist".
Migration von Fachkräften brauche Deutschland selbstverständlich dennoch, so Schäfer: "Ohne Zuwanderung wäre es aussichtslos, die Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge zu kompensieren und es kämen unweigerlich Wohlstandsverluste auf uns zu."