Schul-Revolution: Lehrer zählen keine Fehler mehr

Daniel Peters

02.09.2024 - 17:27 Uhr

Eine sinnvolle Reform, damit Kinder und Jugendliche endlich besser schreiben - oder Kapitulation vor schlechten Leistungen in Deutsch? Das ist das Spektrum in dem sich die Bewertungen einer echten Schul-Revolution bewegen, die jetzt im Norden gilt!

Lehrer sollen in Schleswig-Holstein in Deutsch keine Fehler mehr zählen
Foto: Marijan Murat/dpa

In Schleswig-Holstein werden ab diesem Schuljahr, das am Montag gestartet ist, in Deutsch keine Rechtschreibfehler mehr gezählt! Laut Ministerium ist es das letzte Bundesland, das diese Reform umsetzt.

Anstelle eines Fehlerquotienten, bei dem sich die Note aus der Zahl unrichtiger Wörter oder fehlerhafter Zeichensetzung ergibt, erfolgt künftig eine "qualitative Rückmeldung". Diese soll sich eher auf die Fehlertypen als ausschließlich auf die Häufigkeit konzentrieren.

Schleswig-Holsteins Schulministerin Karin Prien (59, CDU)
Foto: Christian Charisius/dpa

Schulministerin Karin Prien (59, CDU): "Mit der neuen Korrektur, schließt sich Schleswig-Holstein als letztes Land den KMK-Standards an. Wir haben in Schleswig-Holstein das härteste Abitur der Republik und wir folgen mit dieser Änderung auch dem Wunsch vieler Schüler, die Anforderung an das Niveau anderer Länder, wie zum Beispiel der Bayern anzugleichen."

Anhand von sogenannten Beurteilungsbögen wird die Leistung in Rechtschreibung weiter gemessen - im klassischen Notenrahmen!

Auszug: "sehr gut" ist, wer "keine nennenswerten Verstöße gegen orthografische Regeln, keine grammatischen Fehler und durchweg sichere Beherrschung der Zeichensetzung" nachweist. Also einen "korrekt verfassten Text".

Einige Fachleute kritisieren jedoch das neue Prozedere!

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands: "Eine gänzliche Abschaffung des Fehlerquotienten halte ich für das falsche Signal. Denn er zeigt beispielsweise auf, wie flüchtig jemand gearbeitet hat. Der Verzicht auf dieses Instrument vermittelt den Eindruck, es sei egal, ob ein Wort richtig oder falsch geschrieben ist."

Dabei sei der Fehlerquotient eines von vielen Mitteln, um die Kompetenz in Rechtschreibung zu prüfen. "Selbstverständlich sollten auch andere Methoden angewandt werden - wie die so genannte qualitative Rückmeldung, bei der Kinder und Jugendliche auf das Muster ihrer Fehler hingewiesen werden", so Lin-Klitzing.


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