Interne Kurse enthüllt: So sollen Reporter von ARD und ZDF über Migration reden

Schulungen warnen vor Wörtern wie "Flüchtling" ++ Bezahlt mit Steuergeld ++ Experte sieht Verfassungsbruch!

Oskar Luis Bender

01.11.2025 - 15:43 Uhr

Berlin/Mainz - So lernen ARD- und ZDF-Reporter, wie sie über Migration reden sollen! BILD liegen Schulungsunterlagen des gemeinsamen Fortbildungsportals von ARD und ZDF vor. Sie stammen vom "Mediendienst Integration", einer Nichtregierungsorganisation (NGO) - und sie zeigen: Öffentlich-rechtliche Journalisten werden dort in politisch korrektem Sprechen und Schreiben trainiert - finanziert durch Steuergeld.

Foto: Soeren Stache/dpa

In einer internen ZDF-Mail, die BILD ebenfalls vorliegt, bietet der Sender seinen Mitarbeitern zwölf freiwillige Online-Kurse der NGO an. Dort wird erklärt, wie Reporter über Themen wie Flucht, Migration und Asyl sprechen sollten - und welche Begriffe sie besser vermeiden.

Fakt ist: "Flüchtling" ist ein stehender Begriff, der unter anderem in der Genfer Flüchtlingskonvention definiert ist.

Der Polizei liegen nach BILD-Informationen keine Erkenntnisse dazu vor, dass Touristen die Kriminalitätsstatistik verzerren würden.

Über die Nennung von Nationalität und Herkunft wird in Redaktionen immer wieder diskutiert. Eine einheitliche Regel gibt es nicht. Je nach Redaktion unterscheiden sich die Kriterien. BILD nennt die Nationalität, weil sie genau wie Alter, Geschlecht oder Beruf zu einer Person gehört.

Dass Redaktionen ihre Mitarbeiter schulen, ist nicht unüblich. Auch bei BILD gibt es Seminare für Reporter und Redakteure, in denen unter anderem auch über Formulierungen gesprochen wird.

Allerdings sehen Kritiker bei den Angeboten des Mediendienstes Integration die Gefahr der politischen Einflussnahme auf die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Laut Website fördert neben anderen die linke Amadeu-Antonio-Stiftung den Mediendienst. Geleitet wurde der Mediendienst bis 2016 von der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, Ferda Ataman 45, (wurde 2022 mit der Ampel-Mehrheit vom Bundestag ins Amt gewählt). Ataman engagierte sich auch beim Verein "Neue deutsche Medienmacher*innen".

Experte sicher: ARD und ZDF handeln verfassungswidrig

Finanziert wird der Mediendienst neben privaten Mitteln von Stiftungen auch aus Steuergeld.

Heißt: Die Macher der Seminare, mit denen Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender weitergebildet werden, bekommen Steuergeld. Der Verfassungsrechtler Volker Boehme-Neßler (63, Uni Oldenburg) sagt zu BILD: "Indirekt finanziert der Staat die Weiterbildung der Journalisten. Das verstößt gegen das Gebot der Staatsferne und damit gegen die Verfassung und den Medienstaatsvertrag."

"Der Staat darf keinen Einfluss auf den journalistischen Inhalt nehmen", sagt Verfassungsexperte Volker Boehme-Neßler (63)
Foto: Universität Oldenburg

Hintergrund: Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen unabhängig vom Staat sein (Gebot der Staatsferne). Sie werden daher im Wesentlichen über den von einer unabhängigen Kommission (KEF) festgesetzten Rundfunkbeitrag (früher GEZ, für jeden Haushalt 18,36 Euro/Monat) finanziert.

"Der Staat darf keinen Einfluss auf den journalistischen Inhalt nehmen. Genauso verboten ist die subtile, indirekte Einflussnahme über die Finanzierung. Das ist hier das Problem", erklärt Boehme-Neßler weiter.

Anja Stürzl (38), deren "Initiative Transparente Demokratie" zuerst über die Reporterkurse von ARD und ZDF berichtete, zu BILD: "Die Bundesregierung fördert mit dem Mediendienst Integration eine NGO, die mit Unterstützung linker Journalisten und Aktivisten politisch tendenziöse und thematisch einseitige Inhalte und Schulungen produziert. ARD und ZDF schulen mit diesen Kursen ihre Journalistinnen und Journalisten. Es braucht also keinen Anruf aus einem Ministerium oder einer Behörde mehr, um Wirkung zu erzielen. Der Einfluss entsteht früher: über die Auswahl der Themen, die empfohlenen Wörter, die Tonlage."

Anja Stürzl (38) ist Vorstandsvorsitzende der Initiative Transparente Demokratie (ITD)
Foto: Ruben Amon/Initiative Transparente Demokratie

Die ARD teilte auf BILD-Anfrage mit: "Die ARD legt großen Wert auf die Einhaltung aller gesetzlichen und verfassungsrechtlichen Vorgaben. Im angesprochenen Sachverhalt sehen wir diese Vorgaben in keiner Weise beeinträchtigt."

Das ZDF ließ eine BILD-Anfrage einen Tag nach der gesetzten Frist unbeantwortet. Auf Telefonanrufe reagierte die Pressestelle des Senders am Freitag nicht. Nach der Veröffentlichung dieses Artikels am späten Freitagnachmittag beantwortete ein ZDF-Sprecher die BILD-Anfrage am Samstag: "Ein Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag oder gegen das Gebot der Staatsferne liegt nicht vor. Das ZDF hat insgesamt zwölf Web Based Trainings des Anbieters ‚Mediendienst Integration' über die ARD.ZDF medienakademie eingekauft. Der Einkauf der Online-Trainings des Mediendiensts Integration stellt keinen Eingriff in die Programmgestaltung des ZDF dar. Unabhängig von den Schulungen lag und liegt die redaktionelle Kontrolle über das Programm jederzeit beim ZDF. Die Nutzung der Web Based Trainings ist nicht verpflichtend."

Zu den Personen

Volker Boehme-Neßler (63) ist Professor für Öffentliches Recht an der Uni Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verfassungsrecht, Digitalisierung, Demokratie und Medienordnung.

Anja Stürzl (38) ist promovierte Juristin und Vorstandsvorsitzende der Initiative Transparente Demokratie (ITD). Die ITD setzt sich nach eigenen Angaben für Transparenz bei der Finanzierung von Lobbygruppen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ein.


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