Hohe Preise Gasnetzbetreiber erzielen Traumrenditen auf Kosten der Verbraucher

Von Stefan Schultz

12.09.2025, 07.56 Uhr
aus DER SPIEGEL 38/2025

Dank ihrer Monopolstellung fahren Betreiber regionaler Gasnetze hohe Gewinne ein - mit Renditen von teils 50 Prozent. Leidtragende sind die Verbraucher, sie müssen immer höhere Gebühren zahlen.

Verdichterstation für Erdgas: "Regulierung der Netze nachschärfen"
Foto: Rupert Oberhäuser / IMAGO

Deutschlands Gasnetzbetreiber erwirtschaften oft hohe Renditen zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das zeigen Geschäftszahlen der Unternehmen im Bundesanzeiger, die der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) ausgewertet hat.

Der Verband hat die Zahlen von 19 Netzbetreibern analysiert, die zusammen einen Marktanteil von rund 45 Prozent haben. Ihre Eigenkapitalrendite betrug 2023 im Schnitt 22 Prozent. Bei drei Firmen waren es sogar rund 50 Prozent oder mehr, etwa bei der Firma Gasnetz Hamburg, die inzwischen zum Unternehmen Hamburger Energienetze gehört. Werte für 2024 lagen meist noch nicht vor.

Rund 80 Euro Mehrkosten

Die Gasnetzbetreiber erwirtschaften ihre Renditen über sogenannte Netzentgelte. Zahlen müssen sie die Verbraucher über Gebühren auf ihrer Gasrechnung. Die Netzentgelte sind 2025 im Schnitt um 22 Prozent gestiegen. Für einen durchschnittlichen Einfamilienhaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch bedeutet das Mehrkosten von rund 80 Euro.

Ein wichtiger Grund für die hohen Renditen der Netzbetreiber ist deren Monopolstellung. Laut der zuständigen Bundesnetzagentur (BNetzA) waren im Herbst 2024 genau 687 regionale Gasnetzbetreiber in Deutschland registriert.

Die BNetzA errechnet alle fünf Jahre feste Renditerahmen. Sie sollen hoch genug sein, um Neubau und Betrieb der Netzinfrastruktur attraktiv zu machen, und zugleich die Kosten für die Verbraucher begrenzen. Aktuell liegt der Richtwert für Bestandsanlagen zum Beispiel bei rund 5 Prozent vor Steuern. Tatsächlich sind die Renditen oft erheblich höher, wie die BNE-Analyse nun zeigt.

Die Netzbetreiber erklären auf Anfrage, man könne Renditerahmen und tatsächliche Gewinne nicht vergleichen. Renditen einzelner Jahre seien wenig aussagekräftig. Investitionen in neue Gasnetze etwa drückten sie oft ins Minus, später seien die Renditen dann umso höher. Die Firma Hamburger Energienetze erklärt die hohe Rendite im Jahr 2023 mit Sondereffekten.

Langfristig hohe Renditen

Nach BNetzA-Analysen sind die Renditen der Gasnetzbetreiber allerdings auch über einen längeren Zeitraum hinweg hoch. Zwischen 2019 und 2023 lagen sie demnach im Schnitt bei 18 Prozent.

Die Renditen lassen sich durch mehrere Hebel erhöhen. Laut der Denkfabrik Agora Energiewende bestehen etwa ungewollte staatliche Anreize für überflüssige Neuinvestitionen. Dazu dürfen Netzbetreiber in ihren Gebühren eine Gewerbesteuer veranschlagen, obwohl sie oft gar keine zahlen.

Der BNE hatte erst im Juli die Renditen großer regionaler Stromnetzbetreiber berechnet. Auch sie fielen teils hoch aus. Im Gassektor scheinen die Firmen noch stärker abzukassieren.

"Die BNetzA muss die Regulierung der Gasnetze nachschärfen", sagt BNE-Geschäftsführer Robert Busch. "Übergewinne belasten Verbraucher und machen fossile Netze künstlich attraktiv. Gewerbesteuern dürfen nur bei tatsächlicher Zahlung umgelegt werden, auch die Abschreibungsregeln gehören auf den Prüfstand."


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