Grüne Senatsposten: Wenn Kompetenz plötzlich nicht mehr wichtig ist

So drängte die Landeschefin einen Konkurrenten ins Abseits

Markus Arndt

02.05.2025 - 17:36 Uhr

Hamburg - Es soll ja Leute geben, die glauben immer noch, dass die Grünen eine ganz besondere Partei sei. Moralisch, zugewandt, menschlich. In Hamburg lässt sich nach der Bürgerschaftswahl feststellen: Die Grünen sind doch recht gewöhnlich. Es geht intern in erster Linie um Macht, Posten, Einfluss.

Strahlen fürs Selfie: Maryam Blumenthal (l.), designierte Wissenschaftssenatorin und Landesvorsitzende der Grünen in Hamburg und die starke Frau der Partei, die künftige Umweltsenatorin Katharina Fegebank
Foto: Marcus Brandt/dpa

Bei der Verteilung der Senatoren-Posten blieb Ex-Fraktionschef Dominik Lorenzen (47) auf der Strecke. Den halten sogar politische Gegner für sehr qualifiziert. Eiskalt ausgebootet wurde er trotzdem.

Weg vom Fenster, weil zu aufmüpfig: Das Fraktionschef-Duo Dominik Lorenzen (er wollte Umweltsenator werden) und Jenny Jasberg
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Das kam so: Landesvorsitzende Maryam Blumenthal (40, Sport-Lehrerin aus Wandsbek) machte vor zwei Jahren noch gemeinsame Sache mit den damaligen Fraktionschefs Lorenzen und Jenny Jasberg (41).

Das Trio hatte sich auf die Fahnen geschrieben: den eigenen Senatoren um Katharina Fegebank (48) auch mal Kontra geben, der Fraktion ein eigenes Profil verschaffen.

Aber irgendwann gewann der Ehrgeiz bei Blumenthal Oberhand. Sie wollte unbedingt Karriere machen, wechselte die Seiten. Plötzlich, so schildern es Weggefährten, war Blumenthal mit der grünen Senatsriege ein Herz und eine Seele.

Nach der Wahl war klar: Rot-Grün bleibt an der Macht. Aber diesmal, das machte Blumenthal in internen Runden nach BILD-Informationen resolut klar: Nur mit ihr als Senatorin!

Macht seinen Posten frei: Noch-Umweltsenator Jens Kerstan (59) ist gesundheitlich angeschlagen
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Vier Posten waren zu vergeben, für fünf Aspiranten. Neben Wissenschaftssenatorin Fegebank, Verkehrssenator Anjes Tjarks (44), Justizsenatorin Anna Gallina (41) eben Lorenzen oder Blumenthal.

Die Reise nach Jerusalem als Polit-Drama. Bei dem Lorenzen hintenüber fiel.

Bitteres Ende für Lorenzen

Erst wurde er als Co-Fraktionschef geschasst. Dann zog Blumenthal die Landesvorsitzenden-Karte gepaart mit dem Hinweis, dass es mit ihr endlich eine Frau mit Migrationshintergrund im Senat gäbe (sie ist gebürtige Iranerin).

Das war's für Lorenzen. Kompetenz spielte keine Rolle mehr.

Blieb die Frage: Wohin mit Blumenthal? Als Umweltpolitikerin hatte sie sich nicht hervorgetan. Also wechselt Fegebank in dieses Ressort. Blumenthal darf Wissenschaftssenatorin werden.

Interne Gewinnerin ist Fegebank

So ist Ruhe im Karton. Und Fegebank gewinnt weiter an politischem Gewicht. Obendrein hat sie mit Michael Gwosdz (50) und Sina Imhof (46) inzwischen auch noch einen pflegeleichten Fraktionsvorstand.

Der große Haken: Blumenthal hat - so erfuhr BILD - bislang überhaupt keinen Draht zu ihrem Ressort. Da kann sie sich mit ihrer Kollegin Justizsenatorin Gallina die Hände reichen: Die fremdelt auch nach fünf Jahren im Amt immer noch mit der Justiz.


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