Mittwoch, 17.12.2025, 06:56
Michael Harms gehört vielleicht nicht zu den allergrößten Stimmungs-Raketen im Berliner Polit-Feuerwerk. Als Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist er auch nicht ganz so oft gefragt wie BDI-Chef oder Arbeitgeberpräsident. Aber diese Woche hatte er doch mal eine Chance, groß rauszukommen. Völlig zu Recht.
Im Gipfel-Fieber von Friedrich Merz rund um einen möglichen Frieden für Kiew tagte nämlich auch das 8. Deutsch-Ukrainische Wirtschaftsforum. Und bevor Ihnen jetzt endgültig die Füße einschlafen - dort ging es um die wichtige Frage: Was hat Deutschland eigentlich von dem Krieg in der Ukraine für alle seine Unterstützungs-Milliarden?
Harms hat das natürlich höflicher formuliert: "Wir würden als deutsche Wirtschaft an unseren Hilfen für den Wiederaufbau gern stärker partizipieren." Und bevor jetzt jemand empört kreischt, dass man das doch nicht fragen dürfe. Immerhin werde in Slowjansk oder Kramatorsk ja auch unsere Freiheit verteidigt - bevor die Debatte sich also wieder mit zu viel Haltung und Moral auflädt, wage ich doch mal den Einwurf: Über die geradezu bittend vorgetragene Frage von Herrn Harms sollte man dringend mal reden!
Es hat sich ja auch niemand beschwert, als Donald Trump im April einen Rohstoffdeal mit der Regierung von Wolodymyr Selenskyj abschloss, oder? Das Abkommen lässt sich auf den simplen Nenner bringen: Ihr kriegt Waffen von uns, wenn wir eure Seltenen Erden und Rohstoffe ausbeuten dürfen. Deutschland ist immerhin der größte Unterstützerstaat der Ukraine hinter den USA. Was also kriegen wir?
Offenkundig geben wir der Regierung in Kiew so viel Geld, dass wir selbst nicht mehr sagen können, wie viel es genau ist. Valide Quellen konnte ich jedenfalls gestern nicht finden, wenn man mal von bereits geleisteten bzw. zugesagten
Beim Bürgergeld wird's noch diffuser, wenn auch nicht billiger. Es bedeutet weitere hohe Summen für den Regelsatz von rund 1,3 Millionen Flüchtlingen
Und dann sehe ich Herrn Selenskyj, wie er im TV-Gespräch mit Markus Lanz am Montag relativ offensiv erklärt, dass er von Deutschland jetzt endlich mal Taurus-Marschflugkörper bekommen müsse für den Krieg. Mir ist schon nicht klar, wieso wir unsere militärische Hightech in ein weiterhin ja leider recht korruptes Land schicken sollen. Da könnten wir Taurus ja auch gleich bei eBay verkloppen.
Weil die Ausschreibung "nur nach dem Preis geht", erklärte dann Herr Harms, wenngleich wachsend verständnislos. Zu den Mitgliedern des Ost-Ausschusses gehören übrigens viele große Unternehmen - von Linde und BASF bis zur Deutschen Bank und Siemens.
Mehr Geschäft sei "eine völlig legitime Forderung", findet nun auch CDU-Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Und Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, flankierte gestern, dass Deutschland und die EU künftig zuerst bedacht werden müssten bei Aufträgen. Ich fände das nur fair, und Sie?