Chemnitz: Pro Tag 55 Straftaten und 42.000 Euro Schaden

Zuletzt aktualisiert: 02.04.2025 | 17:26 Uhr

Autor: Sven Günther

Was sollte er auch anderes sagen: "Der Blick auf die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 der Polizeidirektion Chemnitz stimmt mich optimistisch - auch im Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025", erklärte der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf (56) bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen. Aber welche Sprache sprechen die Zahlen wirklich? Kriminalität auf hohem Niveau

In der Stadt Chemnitz wurden im Jahr 2024 insgesamt 20.184 Straftaten erfasst - 118 Fälle mehr als im Vorjahr. Rechnerisch entspricht das rund 55 Straftaten pro Tag. Außerdem ist klar, dass die Zahlen nur polizeibekannte Delikte abbilden - die Dunkelziffer liegt deutlich höher.

Die Kriminalitätsbelastung liegt bei 8.052 Straftaten pro 100.000 Einwohner - deutlich über dem sächsischen Durchschnitt von 5.184. Im Vergleich mit anderen Städten relativiert sich dieses Bild jedoch: Leipzig verzeichnet 8.831, Plauen liegt bei sogar bei über 9.000 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Der Schaden: Immens

Die durch Straftaten verursachten Schäden summieren sich allein in der Stadt Chemnitz auf 15,3 Millionen Euro - das entspricht einem durchschnittlichen Schaden von rund 41.917 Euro pro Tag. Im PD-Bereich sind es sogar 33 Millionen Euro.

Die größten Schadensposten:

Gewalt- und Sexualdelikte

Im Jahr 2024 wurden in Chemnitz fünf Fälle von Mord, Totschlag oder fahrlässiger Tötung registriert - also etwa ein Fall alle 73 Tage.

Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z.?B. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch) liegt bei 462 - das sind 1,26 Fälle pro Tag. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 302 - ein Anstieg von über 50 Prozent.

Brutalität nimmt zu

Bei den sogenannten Rohheitsdelikten - darunter Raub, Körperverletzung und Bedrohung - zählte die Polizei 3.173 Fälle. Das entspricht fast neun Delikten pro Tag und macht sie zu einer der häufigsten Kriminalitätsformen in Chemnitz.

Eigentumsdelikte: Viele Diebstähle, hoher Schaden

Im Jahr 2024 wurden 7.093 Diebstähle angezeigt - fast 20 pro Tag.

Besonders häufig:

Betrug und Fälschung

3.320 Betrugs- und Urkundendelikte wurden registriert - durchschnittlich neun Fälle täglich.

Sachbeschädigungen und Graffiti

Insgesamt wurden 2.858 Fälle von Sachbeschädigung gemeldet - knapp acht pro Tag. Darunter fallen 592 Graffiti-Delikte.

Drogendelikte auf konstantem Niveau

Die Polizei verzeichnete 745 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz - rund zwei Fälle täglich. Damit liegt der Wert auf dem Niveau der Vorjahre.

Tatverdächtige: Jugendkriminalität und Ausländeranteil

Insgesamt registrierte die Polizei 7.738 Tatverdächtige in Chemnitz. Davon waren 1.781 unter 21 Jahre alt - das entspricht einem Anteil von 23 Prozent.

Obwohl der Ausländeranteil an der Chemnitzer Bevölkerung bei 13 Prozent liegt, waren 2.746 der Beschuldigten nichtdeutscher Herkunft - das entspricht 35,5 Prozent. 2019 lag dieser Anteil noch bei 28,5 Prozent (2.074 Fälle).

Die größten Gruppen nach Herkunft:

Polizei will verstärkt gegen Jugendkriminalität vorgehen

Polizeipräsident Carsten Kaempf betonte, dass insbesondere die hohe Zahl junger Tatverdächtiger Handlungsbedarf signalisiere: "Hier müssen wir gemeinsam mit Partnern in der Stadt, den Landkreisen und der Justiz intensiver zusammenarbeiten und zielorientierte Lösungen finden." Trotz personeller und finanzieller Herausforderungen gelte: "Dass das keine leichte und oft personal- sowie kostenintensive Aufgabe ist, steht außer Frage, aber jedes Kind und jeden Jugendlichen, den wir gemeinsam auf den richtigen Weg zurückführen können, ist ein nachhaltiges Ergebnis für unsere Gesellschaft."


Quelle: Radio Chemnitz